Es ist inzwischen anerkannt, dass das Überleben einer Krebserkrankung zwar das primäre Ziel einer Behandlung ist, aber nicht als einzige Ergebnis in pädiatrischen Studien gemessen werden sollte. Folglich wird mehr Wert auf die Messung von Aspekten des körperlichen und psychosozialen Wohlbefindens gelegt, die zur Lebensqualität von Suvivors beitragen. Dabei liegt (vor allem bei Hirntumoren) ein Schwerpunkt auf kognitiven Ergebnissen, die durch neupsychologische Tests erfasst werden. Bei pädiatrischen Patient*innen wird die Lebensqualität häufig anhand von Proxy-Report-Fragebögen (Eltern beantworten die Fragen stellvertretend für ihr Kind) oder, im Falle älterer Kinder, anhand von Selbstberichtsfragebögen (Kinder beantworten die Fragen für sich selbst) gemessen.
Herkömmliche neurokognitive Messungen umfassen spezielle Aufgaben, die von ausgebildeten Psycholog*innen durchgeführt werden müssen. Sie sind klinisch nützlich, um Bedürfnisse zu erkennen und Interventionen zu erleichtern, erfordern jedoch oft langwierige Auswertungsverfahren vor Ort und stellen teilweise für die Patient*innen und ihre Eltern eine Belastung dar. Selbst wenn kognitive Beurteilungen klinisch empfohlen werden, werden sie in Teilen Nordamerikas und Europas nicht durchgängig als Standardbehandlung angeboten. Ein optimaler Ansatz zur Bewertung kognitiver Ergebnisse erfordert einen Kompromiss zwischen der Verwendung umfassender Testungen, die viel Zeit, Ressourcen und Patient*innenbelastung erfordern, und kürzeren Testungen, die für die Patient*innenenversorgung weniger nützlich sein könnten. In diesem Artikel werden aktuelle Ansätze zur Lösung dieser Schwierigkeiten in kooperativen Gruppenstudien in den USA und Europa beschrieben.
Die Organisation Children’s Oncology Group entwickelte zwei Strategien zur Bewertung der neuropsychologischen Funktionsfähigkeit, um die besonderen Anforderungen an die Beurteilung krebskranker Kinder im Rahmen von klinischen Studien zu erfüllen: ALTE07C1 und die computerbasierte Cogstate Batterie.
ALTEC07C1 ist ein eigenständiges Begleitprotokoll für herkömmliche kognitive Tests. Von einem Expertengremium wurde ein Konsens über die Messgrößen und den Zeitpunkt der Bewertungen zu drei Zeitpunkten (neun, 30 und 60 Monate nach der Diagnose) erzielt. Die ausgewählten Messungen sind in einem breitem Altersbereich anwendbar, benötigen relativ wenig Zeit (60-90 Minuten) und haben eine nachgewiesene Relevanz für die „reale“ Funktionsweise der Patient*innen (z.B. schulische Leistungen). Zu den untersuchten Bereichen gehören die globale intellektuelle Funktion, das Arbeitsgedächtnis, die Verarbeitungsgeschwindigkeit sowie das visuelle und verbale Langzeitgedächtnis. Auch die Eltern füllen Fragebögen aus, die sich auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität sowie psychosoziale und adaptive Funktionen beziehen. Diese Bewertungsstrategie hat sich als machbar und erfolgreich erwiesen.
Cogstate ist eine Testbatterie zur computerbasierten Bewertung der neuropsychologischen Funktionsfähigkeit. Es besteht häufig die Notwendigkeit, das Auftreten und den Verlauf kognitiver Defizite im Verlauf der Therapie und darüber hinaus zu bewerten, um krankheits- oder behandlungsbedingter Veränderungen zu erkennen. Cogstate beinhaltet Aufgaben zur Messung einiger kognitiver Fähigkeiten, die sich nach einer Chemotherapie oder Bestrahlung verändern können (z. B. Aufmerksamkeit, Arbeitsgedächtnis, Verarbeitungsgeschwindigkeit). Es wird zum Beispiel eingesetzt, um den Zeitpunkt und den Verlauf des neurokognitiven Abbaus bei Kindern mit Hochrisiko-Leukämie zu ermitteln. Computergestützte Formen kognitiver Tests, wie z. B. Cogstate, haben das Potenzial, die Testdauer, die Belastung für Patient*innen und Personal zu verringern. Bisher gab es kaum technische Probleme und nur sehr wenige Patient*innen fühlten sich unwohl bei der Durchführung.
Der europäische Zweig der International Society of Paediatric Oncology (SIOP-E) ist eine Organisation, die sich auf Krebs im Kindesalter konzentriert. SIOP-E hat ebenfalls zwei neue Ansätze zur Messung neuropsychologischer Aspekte eingeführt: Core Plus und von Patient*innen berichtete Ergebnisse (Fragebögen).
Core Plus beinhaltet zwei Versionen, die relative kurze, sogenannte Kern-Messung (Core) der Kognition und Überlebensqualität und eine umfangreichere Plus-Messungen. Der zweistufige Ansatz geht auf einen Mangel an Ressourcen in vielen Zentren zurück. Die Mindestbatterie kognitiver Tests (Core) wird für alle Studien empfohlen und kann durch die umfassendere Plus-Batterie ergänzt werden. Core Plus gibt es in mehreren Sprachen und schließt mittlerweile auch Kinder unter fünf Jahren ein.
Die Batterie von Patient*innen berichteten Ergebnissen wird zur Bewertung und Überwachung gesundheitlicher und neuropsychologischer Aspekte von Hirntumor Behandlungsstudien vorgeschlagen. Die Batterie verwendet standardisierte Fragebögen zur Erfassung des Verhaltens, der emotionalen Funktionsfähigkeit, des Gesundheitszustandes und der gesundheitsbezogenen Lebensqualität. Kürzlich wurde auch ein bildungs- und beschäftigungsbezogener Fragebogen entwickelt.
Die Erstellung von Studienprotokollen zur Messung der Kognition und anderer Aspekte der Überlebensqualität erfordert Beharrlichkeit, Geduld und oft auch Kompromisse. Die jüngsten Ansätze waren jedoch in großen kooperativen Studien erfolgreich. Die fortlaufende Überwachung der Vorteile und Herausforderungen dieser Ansätze wird es ermöglichen, die Protokolle weiterzuentwickeln und zu verfeinern.
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